Die K-Kolumne

Die K-Kolumne

Stellas Leben… im Hier & Jetzt!

Woche 22 – die leider vorerst letzte Ausgabe

Heute…

weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Es ist so viel passiert und dann ist es ja auch noch die letzte Kolumne an dieser Stelle. Ein wenig Wehmut schleicht sich da doch zwischen die Zeilen. Aber geht eine Tür zu, dann öffnet sich ein neues großes Glück verheißendes Tor. Doch bevor man eine Tür abschließt und die Wohnung verlässt, sieht man sich ja gerne noch mal um: habe ich den Herd abgedreht? Das Licht ausgemacht? Ist alles soweit in Ordnung und kann ich mit einem guten Gefühl abschließen?

So ist es auch nach 21 K-Kolumnen. Einige Themen haben uns durch die Monate begleitet und ich möchte euch nicht vorenthalten, wie sie sich entwickelt haben. Das allerwichtigste Thema zuerst: LTA. Keine vier Wochen nachdem ich von der onkologischen Reha wieder zu Hause war, flatterte Post aus Berlin ins Haus. Mit Kribbeln im Bauch und einer vorsichtigen Portion Vorfreude riss ich den Briefumschlag auf und starrte auf den ersten Satz, der da lautete: „Ihrem Antrag vom 02.12.2022 auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben können wir nicht entsprechen.“

Auch nach mehrmaligem Lesen verschwand das Wörtchen „nicht“ nicht aus diesem Satz. Ich war fassungslos. Und ich bin es immer noch. Ängste krochen in mir hoch und viele Fragen wirbelten mir durch den Kopf: wie soll es jetzt weitergehen? Ich will doch wieder arbeiten, warum lässt man mich nicht? Berlin hatte mir doch zwischen Weihnachten und Silvester geschrieben, dass die weitere Prüfung des LTA-Antrages erfolge, wenn der Entlassbericht der medizinischen Rehabilitation vorläge. Auf diese habe ich tapfer ein halbes Jahr (6 lange Monate!) gewartet, einen aussichtsreichen Entlassbericht nach Berlin gemailt und jetzt das!

Gewohnt schaltete ich in meinen Funktions-Modus: Brief einscannen und an die Gesprächspartner mailen, Termin in der Krebsberatungsstelle vereinbaren, Termin beim Integrationsfachdienst vereinbaren (die Dame hatte Urlaub!) und beim Sozialverband anrufen. Ganz viele weitere Unterlagen einscannen und in die elektronische Akte hochladen. Der Widerspruch läuft. Kann sich alles mindestens 3 Monate hinziehen. Fein, dann bin ich schon Empfängerin des Bürgergeldes. Mein Reha-Berater beim Arbeitsamt meinte nur, da sei ich ja gut aufgehoben, wenn ich beim Integrationsfachdienst sei und er sei ja gespannt, was der Sozialverband dazu sage. Ein ganz patenter proaktiver Mann! Der leider nicht versteht, dass er mich bei meinen Bemühungen um Wiedereinstieg in das Berufsleben unterstützen sollte.

Seitdem lebe ich, als ob man mir den Stecker herausgezogen hätte. Die Hoffnung auf LTA war meine Mohrrübe, die mich über die stürmischen Wellen des Alltags getragen hat. Mohrrübe weg, Motivation weg. Aber ich gebe nicht auf, schon gar nicht die Hoffnung. Und bevor ich Trübsal blasen konnte, ereilte mich auch schon eine neue Überraschung. Etwa eine Woche nach dem Schreiben aus Berlin stand mein Keller unter Wasser. Läuft bei mir!

Und dann gab es ja noch das Koffer-Thema. Der, auf dem Weg zur onkologischen Reha beschädigte, Koffer wurde nach einem Vierteljahr immer noch nicht ersetzt. Mehrfach musste ich Fahrkarten, Gepäckscheine und Fotos hinmailen. Jetzt solle ich mit dem Koffer zum Fachhandel fahren und ein Dokument ausfüllen lassen. Ah ja. Leider liegt eine Fahrt im Schienenersatzverkehr mit einem schweren und großen Samsonite-Hartschalenkoffer nicht in meinen Möglichkeiten. Eine weitere Belastung, da ich ihn mir ja ausgeliehen hatte.

Dazwischen hatte ich noch diese und jene Untersuchung, die mich auch einige Nerven gekostet hat. Aber nach der Mammographie konnte ich beruhigt nach Hause gehen und nach der Darmspiegelung bekam ich nicht nur ein gutes Ergebnis, sondern auch noch ein leckeres Stück Himbeerkuchen von der Ärztin persönlich. Dennoch: Meine Psyche hat nach den Ereignissen Schlagseite. Ich habe also einen Selbstversuch unternommen mit 5-HTP und L-Tyrosin, einer Bachblütenmischung, einer Psychopunkt-Dauerakupunktur, Qi Gong, Spaziergänge an der frischen Luft, regelmäßiger Sport und intensiver Arbeit an meinem mindset, leider alles ohne Erfolg.

A propos Sport: Derzeit ist leider nur Rehasport und der Gerätezirkel möglich. Ich sage nur Atemnot (seit meinem Infekt) und schmerzende Füße! Aber nächste Woche habe ich einen Termin bei der Lungenspezialistin und beim Orthopäden, die mir hoffentlich die Angst nehmen und etwas Mut machen. Ich möchte endlich wieder Zumba machen können. Auch wenn die Füße danach noch mehr schmerzen: ein wenig Freude täte mir derzeit gut.

Doch dann habe ich mir Unterstützung gesucht und nun mache ich wieder kleine Schritte in Richtung Zuversicht. Ich nutze die Zeit, um gesundheitsfürsorgliches Verhalten zu üben, neue Perspektiven für mich zu entdecken und mich an den kleinen Glücksmomenten des Alltags und mit meinen Mitmenschen zu erfreuen. Und auch, wenn sich die Kolumnen-Tür schließt, so werde ich doch weiterhin schreiben. Ich arbeite wieder mit Freude an meinem Buch-Projekt und habe ein neues Leitmotiv: „It´s not the start that matters in life, it´s how you finish.“

Mein kleines Fazit:

Auch nach überstandener Krebserkrankung hält das Leben noch so manche Krise, Herausforderung und Überraschung bereit. Doch der Umgang damit verändert sich, weil wir uns verändert haben. Aufgeben ist keine Option, doch Hilfe anzunehmen sehr wohl. Gestern kamen mir einige Gedanken dazu, die ich auch gleich in meinen Status gesetzt habe: Selbstmitleid verhindert Entwicklung. Krisen sind Angebote des Lebens sich zu wandeln. Und: Heilung findest Du nicht im Außen. Du musst auf die innere Melodie Deiner Seele hören.

Seit einigen Tagen habe ich als Display auf meiner Uhr den Phönix eingestellt. Er erinnert mich jeden Tag mehrmals daran, dass ich – obwohl ich derzeit oft das Gefühl habe, dass die Probleme übermächtig sind – gestärkt daraus hervorgehen werde. Und das wünsche ich uns allen: Ein gutes Gehör für die Botschaften unserer Seele und Zuversicht, dass wir an den Herausforderungen, die der Krebs mit sich bringt, wachsen, uns wandeln und unser Leben „danach“ mit kindlich-frischer Neugier erkunden und genießen.

Eure Stella

Nachsatz: Vielen Dank liebe Stella, dass wir so viele Wochen teilhaben durften, und du uns so private Einblicke geschenkt hast! Es war immer eine Freude deine Texte zu lesen, in denen du noch so schwierige Situationen mit einem Augenzwinkern verpackt hast.

DANKE!

Dein Flugkraft-Team

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