Die K-Kolumne

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Stellas Leben… im Hier & Jetzt!

Woche 5

Heute…

habe ich mich in meiner Steuererklärung vergraben, für das Jahr als ich die Primärbehandlung hatte. Also ich muss sagen der Krebs kostet eine Menge: Nerven ja sowieso, Fitness, äußere und innere Gesundheit, Wohlgefühl, Vorstellungen über die Welt und sich selbst und eben auch eine Menge Geld. Allein bei den Ausgaben für Nahrungsergänzungsmittel, Mützen, kaltgepresste Bio-Immunshots, Erdmandelflocken, Braunhirse, Bakterienstämme, Fitnessbänder, Nagelhärtungsspezialgel, Salbeitee etc. kam ich auf eine stolze dreistellige Summe.

Also ich will jetzt nicht undankbar erscheinen. Den Großteil der Behandlungskosten hat freundlicherweise meine Krankenkasse übernommen (in meinem nächsten Leben werde ich Onkologe mit eigener Praxis!) und dann gibt es doch einige wunderbare Hilfs-Projekte und -Angebote, die einem wieder Kraft und Wind unter die erlahmten Flügel pusten. Aber man lässt doch Federn, auf vielen Gebieten. Einmal das ganze Leben auf links gedreht. Kann aber ja auch was Gutes sein, bei der Wäsche macht man das ja auch so. Soll die Sachen schonen, auf dass sie länger halten. Bin ich jetzt haltbarer? Mir fehlt noch dieses Renew-Waschmittel, da bin ich hinterher wie neu.

Aber mal im Ernst: es hatte auch etwas von reflektorischer Krisenbewältigung als ich so alle Rechnungen durchkämmte und Tabellen tippte. Was man doch so alles gemacht, geschafft und bewältigt hat. Ich finde wir Krebsüberlebenden können uns mal aufrichten, tief ein- und langsam wieder ausatmen, die Schultern locker lassen, die Hand heben und uns kräftig auf die Schulter klopfen. Tut gut, oder?

Und es ist ja in allem Schlechten auch etwas Gutes. Ich habe eine Menge gelernt: über den Krebs, die Krebsentstehung auf emotionaler Ebene, eine Menge über die Komplementär-Medizin, über hilfsbereite Menschen (ich wollte früher immer alles alleine machen und bloß keinen brauchen) und vor allem über mich und meine innere Stärke. Aber das Schönste: Mein Mindset hat sich verändert und ganz nach dem Gesetz der Anziehung treten neue wunderbare Menschen und Momente in mein Leben. In meinen Kontakten schwingen ein tieferes Verstehen und eine innige Verbundenheit mit und ich habe meinen Blick geschärft für die kleinen Glücksmomente des Alltags. Als ich heute, von einem meiner vielen Ergo-, Physio- oder sonstigen Therapie-Termine kommend, auf dem Nachhauseweg war und mich durch die Hecke schlagen wollte, badete vor mir eine Schwarzdrossel in einer Pfütze. Ich weiß, reine Interpretation, aber ich war mir ganz sicher, dass sie Spaß dabei hatte. Ich wollte bei diesem Moment der Wonne nicht stören, blieb stehen und genoss lächelnd diesen freudvollen Moment der spontanen Achtsamkeit. Später war ich mit Freunden (ihr kennt sie aus Kolumne 2) verabredet und mein Bäckereiverkäufer des Vertrauens meinte, dass ich ja ganz fit wirken würde. Ha, das liegt sicher an den vielen therapeutischen Angeboten, meinem growth mindset (ja, so heißt das) und meinen vielen teuren komplementärmedizinischen Mittelchen! Und was für mich das Erfreulichste ist: Ich habe das Gefühl mich meiner Berufung ein großes Stück angenähert zu haben und freue mich auf das, was das da noch kommt… wie heißt es in dieser Hymne für uns Krebs-Überlebende: „ […] Auf jedes Stolpern, jedes Scheitern / Es bringt uns alles ein Stück weiter zu uns / Auf das, was da noch kommt!“

Eure Stella

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