Die K-Kolumne

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Stellas Leben… im Hier & Jetzt!

Woche 11

Heute…

müssen wir mal ein ernstes Thema betrachten. Noch ernster als Krebs? Geht das? Ja, das geht. Ihr werdet sehen. Aber erst mal ein kurzer Rückblick in eigener Sache. Ihr wisst, ich hatte mir so diese und jene Sorge bezüglich des Krankenhaus-Aufenthaltes gemacht. Ich bin inzwischen wieder zurück und möchte euch teilhaben lassen in Form eines kurzen Rück- und Ein-Blickes.

Die Ankunft und der Start waren furchtbar, da gibt es nichts zu beschönigen. Auf dem Weg vom Bahnhof zur Klinik diente mein Koffer als Schneepflug, ich kam völlig erschöpft an. Erst bekam ich kein Essen, dann lag Fleisch auf dem Teller (esse ich nicht) und kaum hatte ich eine Gabel vom Kartoffelsalat zu meinem Mund geführt, klingelte das Telefon: die Stationsärztin, die mich bat sofort zu ihr zu kommen. Dieses Aufnahme-Gespräch ging sofort in das nächste über und ich war hungrig, durstig, müde und abgenervt. Endlich wieder auf dem Zimmer musste ich feststellen, dass mein Handy-Ladekabel nicht funktionierte. Der vorausgeschickte Koffer kam auch nicht.

Doch dann wurde alles gut. Mein Tischnachbar gab mir sein Ladekabel, er könne sich ein neues bestellen, kein Problem. Überhaupt hatten wir es im Speisesaal ziemlich angenehm: Leckeres Essen und gute Stimmung. Vom restlichen Programm konnte ich auch sehr gut profitieren, große Heilungs-Fortschritte auf geistig-seelischer und körperlicher Ebene erzielen und: ich habe tatsächlich eine Freundschaft fürs Leben gefunden.

Doch: Nach der Klinik ist quasi vor der Klinik. Die onkologische Reha rückt näher und damit auch unser ernstes Thema. Wer im ALG I-Bezug ist, der wird gebeten, Übergangsgeld zu beantragen. Es heißt auf Formular G0512: „Diese Erklärung ist wenige Tage vor Beginn der Leistung zur medizinischen Rehabilitation auszufüllen und Ihrem Rentenversicherungsträger zu übersenden.“ Bitte nur vollständige Anträge nach Berlin schicken! Vollständig ist der Antrag aber nur, wenn die Abmeldebescheinigung des Arbeitsamtes beigefügt ist. Die erhält man natürlich erst, wenn man sich schon auf Reha befindet. Lustig, oder?! Also kann man die vollständigen Unterlagen erst eine Woche nach Reha-Antritt nach Berlin schicken. Damit gerät der Abschlag schon ins Wanken.

Das kann Angst machen, weil das restliche Übergangsgeld erst 3 Monate nach Reha-Aufenthalt gezahlt wird. Aber auch das Arbeitslosengeld wird rückwirkend gezahlt. Wer nun also 3 Wochen auf Reha ist, Anfang des Monats wiederkommt, also noch 4 Wochen vor sich hat, der steht 7 Wochen ohne Geld da. Der Abschlag könnte helfen, kann aber ja nicht fristgerecht beantragt werden. Ich wollte also meine Reha absagen, ich kann sie mir schlichtweg nicht leisten. Doch das kann ich gar nicht, da mir Berlin bezüglich meines Antrages auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben einige Monate zuvor mitteilte: „Für die weitere Prüfung muss der Entlassbericht Ihrer Leistung zur medizinischen Rehabilitation abgewartet werden.“ Aha, ohne Reha keine LTA. Ohne LTA kein Wiedereinstieg ins Berufsleben. Ich rief ziemlich verzweifelt in meiner Krebsberatungsstelle an.

Und jetzt kommt´s: ich stehe mit diesem Problem nicht alleine da. Meine freundliche Beraterin erzählte mir, dass einige Frauen aus diesem Grund nicht zur Reha fahren. Sie meinte, das Thema solle ich mal in einer Kolumne beleuchten. Ich zögerte erst, denn sehr erbaulich ist es ja nicht gerade. Aber ich finde es unglaublich: Da haben wir den Krebs überlebt, die Behandlungen hinter uns gebracht, wollen unsere Gesundheit wiederherstellen und können uns die notwendige Rehabilitation nicht leisten!? Ich bin empört, wütend und traurig. Und vor allem fährt nicht die Vorfreude mit zur Reha, sondern die Existenzangst, gepaart mit einem wachsamen Blick auf den Kontostand. Wie gut, dass ich bei meinem Krankenhaus-Aufenthalt den Stoizismus für mich entdeckt habe: Wir müssen aus den Dingen, die in unserer Macht stehen, das Beste machen und alles andere so nehmen, wie es ist. Und Anträge ausfüllen. Und in der Zuversicht bleiben.

Eure Stella

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