Stellas Leben… im Hier & Jetzt!
Woche 4
Heute…
bin ich zum Rehasport gegangen und traf dort auf meine Sportkollegin Dagmar. Wir wärmten uns zusammen auf dem Fahrrad auf und sie fragte mich, welchen Krebs ich gehabt hätte. Das ist ja ein beliebtes Thema bei manchen Krebsüberlebenden. Der Sinn erschließt sich mir persönlich nicht, wozu über verschüttete Suppe reden? Besser man macht sich Gedanken über neue, verschütt-resistente Suppenteller oder verschütt-sichere Nahrungsmittel. Wichtiger erscheint mir: was kann ich tun, um die Probleme, die die Krebstherapie verursacht hat, zu minimieren und vor allem, wie kann ich Lebensqualität und Wohlgefühl in mein neues Leben bringen?
Also versuchte ich das Gespräch eher in diese Richtung zu lenken. Ich erzählte davon, dass das Mittel der Wahl in der Antihormontherapie gerne an zusätzlichen, als den geplanten, Rezeptoren andockt und das dann für nächtliches Austreten sorgt. Aber es gibt ja glücklicherweise ein ausgezeichnetes Mittel, das da Abhilfe schafft und damit für eine geruhsame Nacht sorgt. Nur doof, dass das Mittel über 100 Euro kostet. Das Mittel sagte ihr nichts. Neulich war sie im Gespräch mit unserer Trainerin und es ging um Vitamin D3. Für Frauen, die Chemotherapie hatten, ist das ja sehr wichtig. Sie konnte aber wohl nicht von den guten Effekten profitieren und im Gespräch kam heraus, dass sie es ohne K2 einnimmt. Sie sagte, das hätte ihr niemand gesagt. Da musste ich länger drüber nachdenken, aber heute war die Gelegenheit gekommen sie zu fragen, wer ihr das denn hätte sagen sollen. Hm, ja wer? Wer ist wohl verantwortlich für Dagmars Gesundheit?
Ich erwähnte, dass ich die Zeit der Chemotherapie und aller weiteren Behandlungen genutzt hätte mir ganz viele Online-Vorträge anzuhören, die Stiftung Perspektiven hält ja für jegliches Thema etwas bereit und da draußen Corona lauerte, war man ja sowieso auf Indoor-Aktivitäten angewiesen. Einen PC hat sie, doch weshalb nutzt sie ihn nicht? Antwort: „Ich habe Haus und Garten.“ Und wahrscheinlich hätte sie auch keinen Schwerbehindertenausweis bekommen, weil sie schon zu alt war. Ich fragte sie, ob sie ihn denn beantragt hätte. Nein, vermutlich hat ihr das wieder niemand gesagt oder sie war mit Haus und Garten beschäftigt.
Also was ich eigentlich sagen will: das Prinzip Selbstverantwortung hat in Dagmars Leben leider keinen Platz und das ist ziemlich traurig. In den 90er Jahren gab es übrigens ein Buch zu diesem Thema. Ja, es stimmt, vielleicht gehöre ich zu den Aktiveren in der Krebsgemeinde und es stimmt auch, dass ich sicher nicht alles weiß oder richtig mache. Aber ich mache etwas. Immer wieder, egal welche Rückschläge mich erst mal zu Boden gehen lassen.
Neulich habe ich einen Glücks-Vortrag gehalten und meinem Publikum eingeschärft, dass bloßes Wissen oder positives Denken noch keine erwünschten Effekte haben. Es gibt da so ein unangenehmes Wort mit 3 Buchstaben: TUN. Deshalb: Geistig aktiv sein und bleiben und dann ins Handeln kommen. Vor allem: anders handeln als zuvor, denn wir wollen ja andere Ergebnisse erzielen. Das erscheint mir als gutes Vorhaben für mein neues Leben 2.0.
Eure Stella