Stellas Leben… im Hier & Jetzt!
Woche 6
Heute…
bin ich mit einer Gesichts-Fünf aufgestanden. Ganz übler Tagesbeginn. Vielleicht liegt es daran, dass ich gestern Geburtstag hatte, bin heute quasi ein Jahr älter… Bähm! Zeigt sich sofort im Gesichtsausdruck. Innerlich wogten Angst und Panik, das lässt ja die Mimik auch gerne einfrieren.
In zwei Wochen geht es in die Klinik und es ist noch ganz viel zu erledigen. Das kann schon für Panik sorgen und dann die Existenz- und Zukunfts-Angst. Da wollen wir gar nicht ins Detail gehen. Atmen soll ja helfen, bei mir nicht. Ich bin zum Bäcker, ein Kaffeeklatsch kann ja nicht schaden. Dachte ich.
Ich gebe also meine Bestellung auf und die freundliche Bäckereifachkraft fragt mich: „Wo ist heute Deine Ausstrahlung geblieben?“ – Ha, ich sage es, stehst Du morgens als Gesichts-Fünf auf, bleib zu Hause und geh erst nach Einbruch der Dämmerung aus dem Haus. Ich meine, man will ja niemanden belästigen.
A propos belästigen… meine Freunde und ich unterhielten uns und irgendwie war mir so, als ob ich zwei verschiedene Musiktitel hörte. Ein Blick in die Runde bestätigte dieselbe Verstörtheit bei allen Bäckerei-Besuchern. Die eine Musik war im Hintergrund, leichte Untermalung, das kennt man. Der andere Musiktitel plärrte aus dem Handy eines Gastes. Dieser wippte begeistert mit dem Kopf mit während alle anderen Gespräche erstarben. Laute Rufe, die unter anderem das Wort „leiser“ enthielten fruchteten nicht, erst das Personal konnte für Ruhe sorgen. Aber die Stimmung war dahin. Nun gut, meine war zuvor schon dahin gewesen. Einige Gäste gingen auch relativ abrupt.
Kommt dafür ein neuer Gast, der sich zu seinem Cappuccino sein, in Alufolie gewickeltes mitgebrachtes, Dürüm gönnte. Es enthielt ganz offensichtlich Fleisch, jedenfalls konnte ich das bis zu unserem Tisch riechen. Irgendwie passte dieser Geruch so gar nicht zu meinem Kaffee. Das war der Punkt an dem ich mich fragte, ob denn die Welt verrückt geworden ist. Andere stören und die eigenen Bedürfnisse durchsetzen um jeden Preis? Hm, mal die Perspektive wechseln und überlegen, was das alles mit mir zu tun hat. Ich hab´s! Letztendlich bin ich neidisch, ja genau blass vor Neid, dass diese Mitmenschen sich selbst an die erste Stelle setzen, ihre Bedürfnisse befriedigen, egal was andere dazu sagen. Ich kann das nicht oder anders: ich konnte es nicht und bin gerade dabei zu lernen, wie das gehen kann.
Also erst mal somatische Achtsamkeit. Ich holte mir einen Brombeer-Berliner und mit dieser Erste-Hilfe-für-die-Seele-Maßnahme fühlte ich mich in der Lage meinen eigenen Bedürfnissen nachzuspüren. Ruhe, körperliche Betätigung und mit mir selbst in Verbindung sein, jawohl, das ist es.
Also ab in die Natur, wenn es schon zu dämmern beginnt, wenn alles still wird. Nur ich, mein Atem- und mein Geh-Rhythmus. Ich mit mir. Und da beschlich mich ein leises Bedauern, dass ich mich nicht, anstatt zum Bäcker, ins Fitness-Studio an die Geräte bewegt habe, das hätte mir sicher gut getan und so manches erspart. Doch gegen diese Selbstbetrübnis hilft Lady Gaga: „Rejoice and love yourself today / ´Cause baby you were born this way“. Das ist doch prima, morgen liebe ich mich auch mit Gesichts-Fünf und folge meinen Bedürfnissen. Jeden Tag ein bisschen mehr.
Eure Stella