Stellas Leben… im Hier & Jetzt!

Woche 14

Heute…

war ich bei meiner Psychoonkologin. Sie bewunderte zu Beginn wie lang meine Haare schon gewachsen seien. Ich wiegelte etwas ab, da ich mich den lieben langen Tag an vielen kleinen Glücks-Momenten erfreue und vor lauter Freude gar niemandem erzähle, was mich im Seelengrund noch beschäftigt. Aber hier war ja nun der Ort, der nicht nur auf Funktionieren oder achtsames in-der-Zuversicht-sein setzt. Ich erzählte ihr von meinen Ängsten bezüglich der Reha bzw. ihrer Finanzierbarkeit (siehe Kolumne Woche 11), von der Notwendigkeit dort aber hinzufahren, weil die Prüfung der beantragten LTA-Maßnahme davon abhängt und von meinen Fragezeichen, was meine berufliche Zukunft betrifft. Schließlich würde ich im Verlauf der Behandlungen und der langen Warterei auch immer älter werden und wer würde mich dann noch einstellen.

Sie machte zunächst das was, glaube ich, viele Psychotherapeuten in so einer Situation machen: Bedeutungsschwangeres Nicken, einige Notizen, verständnisinniger Blick. Doch jetzt kommt´s: sie war so klug, mich zu fragen, wie ich mir denn meine berufliche Zukunft vorstelle. Ich zögerte zunächst, doch dann legte ich los und visionierte mein berufliches Tätigsein unter Einbezug meiner reichlich vorhandenen Qualifikationen, meines Studiums und meiner Talente und Fähigkeiten. Die dann hoffentlich genehmigte LTA-Maßnahme würde mir als Türöffner dienen und überhaupt sei die anvisierte Tätigkeit ein Wachstumsmarkt und mein Alter kein Hindernis, sondern ein großer Vorteil. Und meine onkologische Krankheitserfahrung und das sich-Zurückkämpfen-ins-Leben mache meine Glaubwürdigkeit und Authentizität aus. Und da ich so gut sei auf diesem Gebiet erhalte ich ein sehr gutes Gehalt und eine unbefristete Festanstellung. Und natürlich sei ich bereit, für meinen Traum-Arbeitsplatz umzuziehen, soweit ich mich dort wohlfühle.

Ich weiß gar nicht wer von uns beiden verblüffter war, was da plötzlich so konkret und anschaulich im Raum stand. Und das alles kam aus mir heraus – toll! Mit neuer Zuversicht und frisch motiviert bewegte ich mich beschwingten Schrittes Richtung Bushaltestelle. Aus einem Impuls heraus suchte ich in meinem Handy nach einem Podcast zu meinem beruflichen Themengebiet. Kann ja nicht schaden, sich schon mal in die Thematik einzugrooven und vorhandenes Wissen aufzufrischen. Während meiner Suche stieß ich auf einen interessanten Artikel und vor allem einen, für mich neuen, faszinierenden Begriff: Nudging. Ein gewisser Richard Thaler hat dazu sogar den Nobelpreis erhalten. Mit Nudging sind kleine Anstupser gemeint, die Menschen zu besseren Entscheidungen bewegen sollen. Er prägte den Begriff der Entscheidungs-Architektur, welche es Menschen ermöglicht, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und zwar auf Basis eines Designs, das bessere Entscheidungen begünstigt.

Also die süßen Schokoriegel stehen dann nicht mehr an der Kasse, sondern irgendwo versteckt. Oder in einer Betriebskantine sieht man nicht zuerst Pommes und Burger, sondern eine einladende Salat-Bar. Interessanter Ansatz, den ich auch privat für mich nutze. Meine Sporttasche steht immer fertig gepackt gut sichtbar herum, so dass die Entscheidung für den Workout leicht fällt. Meine Anleitung im DIN A 3-Format für meine Qi Gong-Übungen liegt gut sichtbar auf meinem Sideboard im Wohnzimmer und lädt mich so zum regelmäßigen Entspannungs-Ritual ein. Und ich glaube, ich sollte mir als Anstupser für meine Zuversicht in eine gute berufliche Zukunft einen Reminder installieren. Und dann einfach öfter träumen und visualisieren, denn der Traum von gestern ist die Wirklichkeit von morgen. Wie sagte Walt Disney so schön: „Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben ihnen zu folgen.“

Eure Stella