Die K-Kolumne

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Stellas Leben… im Hier & Jetzt!

Woche 19

Heute…

bin ich wirklich abgenervt. Den 10. Tag krank! Muss das sein?! Da kommt man in persönlicher Bestform aus der Reha wieder und wird jetzt ausgebremst. Gestern meinte meine Ärztin, so ein grippaler Infekt könne schon mal 2 bis 3 Wochen dauern. Ich glaube meine Augen wuchsen auf Tellergröße an. A propos Augen: eine Bindehautentzündung hatte ich auch noch. Diese zwang mich über zwei Stunden in einem rappelvollen Wartezimmer beim Augenarzt zu sitzen. Ich nutzte die Zeit, um über Kopfhörer einige nützliche Podcast-Folgen zu hören. Außerdem stand dort ein formidabler Kaffeevollautomat. Nebenher beguckte ich Leute, das kann ja oftmals ganz unterhaltsam sein. Ich stellte dabei fest, dass ich den Altersdurchschnitt doch ziemlich absenkte. Und dass einige der älteren Mitpatientinnen und -Patienten doch schon sehr herausgefordert waren, wieder ihre eigenen Jacken, Tücher und Käppis aus der Garderobe herauszusuchen. Ich begann über die Garderobe von Rentnern nachzusinnieren. Ihr wisst schon „Rentnerbeige“ und so. Was aber gar nicht mehr gültig ist. Vor allem die betagte Damenwelt bekennt sich zur Farbe. Ein erfreulicher Trend.

Mitten in diese Betrachtungen hinein, schob sich eine ältere Dame mit Rollator. Übrigens in stimmungsaufhellendes Gelb gehüllt, flotter Haarschnitt und überhaupt eine sehr aparte Erscheinung. Sie sagte etwas, niemand reagierte und sie wartete. Ich nahm eines meiner earbuds heraus und fragte, was sie gesagt hätte. Sie bat darum, dass man ihr einen Kaffee herauslassen möge. Ja, aber gerne doch. Ich ging zum formidablen Kaffeevollautomaten und wir stimmten die Getränkeauswahl ab. Sie wollte nicht so ein Zucker- und Milchdominiertes Zeugs. Ich konnte ihr also meinen Kaffee Crema empfehlen und während ich diesen zapfte, tätschelte sie meinen hinteren Oberschenkel und meinte mit einem zufriedenen Grinsen: „Sie sind die Einzige, die reagiert hat. Also vielen Dank!“ Kein Problem, wie hätte die Dame mit zwei Händen ihren Rollator schieben und dann noch den heißen Kaffeebecher zum Platz tragen sollen?! Da fehlt wieder mal die dritte Hand. Die hatte ja nun ich. Und ich fühlte mich auch gleich ein klein wenig besser. Eine kleine Geste der Freundlichkeit, die einen Glücksmoment schenkt.

Die Augenärztin war übrigens beeindruckt von meiner Bomben-Bindehautentzündung (nicht kleckern, klotzen heißt das Motto!) und seitdem träufele ich alle paar Stunden brav Tropfen und trage Brille. Verleiht einem ja sowieso den intellektuellen Touch. Und auch wenn ich immer noch auf Zumba verzichten muss (die Trainerin ist übrigens auch krank, wäre also sowieso ausgefallen), kann ich doch mittlerweile wieder meine Spazierrunden drehen. Ach ja und zur Akupunktur gehe ich und zur Physiotherapie. Damit enden aber schon die Wochen-Highlights. Wobei meine allwissende und hilfreiche Dame in der Krebsberatungsstelle meinte, dass das relativ häufig vorkomme, dass die Menschen nach der Reha erst mal richtig krank werden würden. Das sei ja auch Stress, das volle (Sport-) Programm. Und heute schrieb mir eine liebe Freundin, die mit mir zusammen auf Reha war, eine Nachricht: „Dein Körper zeigt Dir, was er braucht – da heißt es wieder einen Gang runterschalten.“ Hm, ok, ich verstehe: dem Körper ist gerade gar nicht nach meinem ambitionierten Sport-Programm und vielleicht möchte auch der Rest das Erlebte verarbeiten, hier wieder richtig ankommen, um dann nach einer angemessenen Latenzzeit neue kreative Blüten zu bilden. Wie sagte der Pädagoge, Priester und Ordensgründer Johannes Bosco so passend: „Säen wir nur aus, und warten wir wie der Bauer geduldig bis zur Ernte.“

Eure Stella

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